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"Nach den Rechten schauen – keine Nazitreffen in Eschede“

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Demonstration / Kundgebung am 26.09.2015

Am 26.09. findet in Eschede eine Demonstration mit anschließender Kundgebung statt. Den Auftakt bildet um 13.00 Uhr eine kurze Kundgebung an der Kreuzung Am Glockenkolk / Bahnhofstraße. Im Demonstrationszug geht es anschließend zur Kreuzung Am Dornbusch / Zum Finkenberg, wo die Hauptkundgebung stattfindet. Wenn diese beendet ist geht es gemeinsam zurück zum Bahnhof. Die Veranstaltung endet gegen 17.00 Uhr.

Wir rufen dazu auf sich an der Demonstration und den Kundgebungen zu beteiligen, um wieder ein deutliches Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und neonazistisches, menschenverachtendes Treiben zu setzen.

Leider hat es sich bewahrheitet, dass trotz Verkleinerung des Grundstücks von Joachim Nahtz und trotz des Brandes im Vorjahr die unsägliche Tradition der Nazitreffen zu sogenannten Brauchtumsfeiern auf Hof Nahtz fortgeführt wird. So ist zu befürchten, dass am 26.09. bei Nahtz ein Erntefest der Nazis stattfinden wird.

Bereits zur sogenannten Wintersonnwendfeier 2014 kamen lt. Polizeiangaben 40 bis 50 Personen bei Nahtz zusammen. Es wurde das Ende der Aufräumarbeiten nach dem Brand im August 2014 gefeiert mit einer Sonnwendfeier als Abschluss. Der Brand selber entstand, als Nahtz mit „Kameraden“ seinen vollgrümpelten Hof aufräumen wollte und Unrat verbrannt wurde. Funkenflug war wohl die Brandursache. Monatelang danach trafen sich an den Wochenenden darauf „Kameraden“ um sogenannte „Brandopferhilfe“ zu leisten, unter Federführung von Manfred Börm, ein bereits all die Jahre vorher gerne gesehener Gast bei Nahtz. Familie Börm ist seit Jahren „berühmt–berüchtigt“ in der Neonaziszene. Der Bauunternehmer aus Handorf bei Lüneburg Manfred Börm wurde bereits in den frühen 1970er Jahren in der Szene der extremen Rechten aktiv und beteiligte sich an Aktionen der rechtsterroristischen Untergrundorganisation "Wehrsportgruppe Werwolf". Als "Gauleiter" in Niedersachsen führte er die Wiking-Jugend bis zu ihrem Verbot 1994 mit an. Er leitete jahrelang den Ordnertrupp der rechten Szene, dessen Aufgabe es war Aufmärsche und Veranstaltungen zu sichern und dabei nicht zimperlich vorging.

Anfang August 2015 waren Manfred Börm und sein Sohn Alf Gäste bei einer Hochzeit Jameler Neonazis. Jamel hat eine traurige Berühmtheit erlangt als „Nazi-Dorf“ in Mecklenburg-Vorpommern, sieben von zehn Häusern sind von Rechten bewohnt. Unser Dorf soll schöner werden im Sinne der extremen Rechten heißt in Jamel: ein „Gemälde“ mit der Aufschrift „Dorfgemeinschaft Jamel – frei, sozial und national“, Runen sowie ein Außengrill in Form eines KZ-Verbrennungsofens. Einer der Trauzeugen des Brautpaares war das Jameler politische Oberhaupt Sven Krüger.

Alleine am Beispiel Börm wird deutlich, dass die Treffen bei Nahtz keine Kaffekränzchen sind. „Die Sonnenwendfeiern sind für die Szene nicht bloß Anlass, Met im Feuerschein zu genießen. Alte heidnische Bräuche gehören schon seit der völkischen Bewegung 1871 zur ideologischen Selbstlegitimation. Am Feuer werden Rituale und Beschwörungen praktiziert, um mit sich, der Natur und dem „eigenen Volk“ eins zu werden. Das Heidentum ist für die Szene der „arteigene Glaube“, anders als das Christentum, in dem jeder Mensch als gleichwertig betrachtet und Mitgefühl gelebt wird. Für militante Rechtsextreme ist das nichts. „Das gemeinsame Verweilen an der Glut des Sonnenwendfeuers“ stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl und gebe „neue Kraft für jene Taten, die unser Volk wieder zu dem erwachsen lassen, das es einstmals war“, erklärte vor Jahren der regionale Kameradschaftsführer Dennis Bührig bei einer Wintersonnenwendfeier.

Edda Schmidt, langjährige NPD-Aktivistin, wurde auf der Webseite der „Düütschen Deerns“ deutlich: „In unseren Festen ist trotz der Überfremdung (...) die Weltanschauung des nordischen Menschen (...) erhalten geblieben.“ Die „Brauchtumspflege“ sei das Bollwerk gegen „Umerziehung“. Im Verlauf der Sonnenwendfeiern werden Reden vor dem im Kreis stehen Anhängern gehalten, Kinder und Jugendlichen tragen oft Gedichte vor.“ (A. Speit in TAZ vom 20.12.2014)

Im Sommer dieses Jahres fand dann erwartungsgemäß die Sommersonnwendfeier statt. Heroisch und martialisch inszenierten sich die Nazis, mit Fahnen, Fackeln, Sonnwendfeuer, Baumstammweitwurf und ähnlichen „Sportarten“. Das Ganze, untermalt mit theatralischer Musik, wurde dann ins Netz gestellt. In diesen Filmchen ist dann deutlich zu erkennen, dass das Gelände von Joachim Nahtz locker für solche Großevents ausreicht, über 60 Personen trafen sich bei ihm am 20. Juni aus ganz Norddeutschland, darunter auch wieder erschreckend viele Kinder und Jugendliche. Das Gelände bietet augenscheinlich ausreichend Platz für Zelte, in denen Propaganda neben Marmeladengläsern zu sehen ist.

Es scheint also das weitergeführt zu werden was wir schon seit Jahren beobachten:

Bei Nahtz wird das Nazi-Lebensgefühl in all seinen Facetten zelebriert: neben Musik, Tanz und Sport sowie Essen und Trinken vor allem politische Indoktrination, Vernetzung, Kontakte knüpfen und pflegen. Damit ist Hof Nahtz wieder das, was er war, wenn auch kleiner, nämlich ein wichtiger Bestandteil im Verbund der extremen Rechten, ein bei Nazis beliebter Treffpunkt. Für diese Beliebtheit sorgt unter Anderem, dass Hof Nahtz so schön abgelegen und ruhig ist. Es lässt sich also hervorragend ungestört das Nazilebensgefühl in vollen Zügen ausleben.

Aber genau das wollen wir ihnen nehmen: die Ruhe und die Ungestörtheit, Deshalb rufen wir zur Demonstration und den Kundgebungen am 26.09.2015 auf:

Lasst uns nach den Rechten schauen!
Lasst uns unruhig und störend sein!
Schluss mit den Nazitreffen!