Drucken

NSU-Prozess - Eine Zwischenbilanz mit Yavuz Narin

Geschrieben von: Celler Forum am .

Freitag, den 11.11.2016, 19.00 Uhr
Kaminzimmer des Urbanus-Rhegius-Hauses, Fritzenwiese 9, 29221 Celle

Herr Narin ist Rechtsanwalt und Nebenklageanwalt im seit Mai 2013 laufenden Verfahren gegen Beate Zschäpe sowie vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer des Naziterror Netzwerks Nationalsozialistischer Untergrund (NSU). Er wird über den Verlauf des Verfahrens berichten und es werden bei dem Vortrag von Herrn Narin die Verstrickungen der Behörden, die Opferperspektiven sowie die rassistische Stigmatisierung der Opfer und deren Angehörigen thematisiert. Bereits kurz nach der Tat wurden seine Mandanten, die Angehörigen des Todesopfers Theodoros Boulgarides, von der Polizei mit kompromittierenden Fragen konfrontiert. Dabei konzentrierten sich die Ermittler besonders auf einen angenommenen kriminellen Hintergrund des Opfers.

In einem Interview aus dem Jahr 2014 äußerte er sich zu dem Prozess folgendermaßen: „Manchmal ist man schon ernüchtert und verzweifelt, wenn Zeugen offensichtlich die Unwahrheit sagen, und uns die Mittel fehlen, ihnen beizukommen. Andererseits erleben wir als Vertreter der Nebenklage Erfolge bei der Aufklärung, mit denen wohl niemand gerechnet hätte. So konnten wir etwa recherchieren, dass das hessische Landesamt für Verfassungsschutz wenige Wochen vor den tödlichen Schüssen auf Halit Yozgat in Kassel dienstlich mit der Mordserie an Migranten türkischer und griechischer Herkunft befasst war.“

Bereits letztes Jahr war Herr Narin bei uns in Celle. Sein Vortrag war sehr informativ aber auch erschütternd. Als die diesjährige Veranstaltung geplant wurde, war sie als Reflexion und Resümee gedacht, denn damals gingen Prozessbeobachter noch von einem Ende des Prozesses in diesem Sommer aus. Nun ist diese Veranstaltung eher als Zwischenbilanz zu betrachten, denn es sind vom Münchner Gericht Prozesstermine bis weit ins Jahr 2017 angesetzt.

Der geplante Termin, der 11.11., ist kein Faschingsscherz. Vielmehr handelt es sich bei dem 11.11. um den Jahrestag der „Aktion Konfetti“: Am 11. November 2011, eine Woche nach der Selbstenttarnung des NSU, ließ der Leiter eines Referates in der Abteilung Rechtsextremismus des Bundesamts für Verfassungsschutz die Unterlagen über V-Leute in Thüringens Neonazi-Szene löschen.

Eintritt frei.

Veranstalter: Diakonisches Werk, Arbeitskreis Ausländer, Forum gegen Gewalt und Rechtsextremismus

Kein Zutritt für Mitglieder und Sympathisanten von Parteien oder Gruppierungen der extremen Rechten, Personen, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische oder antisemitische Äußerungen in Erscheinung getreten sind.

Foto: David Liese

Flyer