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22.06.2019 Demonstration in Eschede

Geschrieben von: Celler Forum am .

Gegen das Nazitreffen

Das Nazitreffen stand unter dem Motto „Fest der Volksmusik“ statt, in der Einladung wurde auch ein Kinderprogramm angekündigt. Eingeladen zu der „Privatveranstaltung“ des NPD Landesverbandes Niedersachsen hatten NPD, deren Jugendorganisation JN und die Düütschen Deerns.

Die Demonstration gegen das Nazitreffen begann am Bahnhof in Eschede und führte direkt zur Kreuzung Am Dornbusch / Zum Finkenberg. Dort wurde in mehreren Redebeiträgen u. A. dargestellt, welche Bedeutung der Hof Nahtz für die extrem rechte Szene hat.

Wenige Tage vor der Demonstration kam ans Licht, was sich bereits im Februar anbahnte: Der Hof Nahtz wurde an den Landesverband der NPD Niedersachsen verkauft. Jetzt müssen wir uns wohl daran gewöhnen, nicht mehr Nahtzhof zu sagen, sondern Nazihof.

Letztes Jahr fand kurz vor der Sommersonnwendfeier der Nazis ein Landesparteitag der NPD Niedersachsen auf dem Nazihof statt. Bei diesem klagte Manfred Dammann, dass es so schwierig für die NPD sei, Räume für Treffen wie die NPD-Landesparteitage zu finden. Und er sagte, dass dieses Problem vielleicht dieses Jahr gelöst werden könne. Das hört sich mit dem heutigen Wissen so an, als wäre damals bereits der Deal in Vorbereitung gewesen.

Auf demselben Parteitag beschrieb Manfred Börm die NPD als momentan nahezu chancenlos bei Wahlen. Daher war sein Appell, jetzt für eine „gute Gemeinschaft“ zu sorgen und die Kaderbildung voranzutreiben, für die Zeit, wenn sie das Ruder meinen wieder übernehmen zu können. Es ist anzunehmen, dass genau das in Zukunft in Eschede auf dem Nazihof betrieben wird.

Nun könnte man sich der obskuren Begründung anschließen, die laut Bundesverfassungsgericht gegen ein Verbot spricht, nämlich dass die NPD zwar „ideologisch eindeutig verfassungswidrig“ ist, aber politisch zu unbedeutend sei, um sie zu verbieten. Wenn sich da ein paar Unbedeutende in Eschede treffen und sich auf eine Zukunft vorbereiten, die sie gar nicht haben, wäre folglich kein großes Problem.

Das sehen wir aber ganz und gar nicht so. Auch wenn die Mitgliederzahlen sinken, so sind die ehemaligen Mitglieder ja nicht plötzlich andere Menschen mit anderer Gesinnung. Auch ihre Kontakte bestehen weiterhin. Und so treffen sich auf dem Nazihof eben nicht nur der verbliebene Rest einer extremen Rechten, auch wenn die Celler Polizei sich bemühte, diesen Eindruck zu vermitteln. Der epd meldete, dass eine Sprecherin der Polizei von einer „sehr kleinen zweistelligen Zahl" an Besucher*innen aus dem rechten Spektrum auf dem Hof Nahtz sprach und der NDR berichtet am 22.06.2019 um 16.49 Uhr „Zu dem als Sonnwendfeier titulierten rechtsextremen Treffen kamen laut Polizei nur rund ein Dutzend Personen“.

Dem müssen wir vehement widersprechen. Alleine in der Zeit der stattgefundenen Demonstration haben wir über 40 Fahrzeuge gesehen, die zum Nazihof fuhren, besetzt mit ein bis fünf Personen. Nach unserer Auswertung gehen wir von über 80 Teilnehmenden beim Nazievent aus, davon mindestens 15 Kinder und Jugendliche.

Diesen Kindern wurde das Kinderprogramm zugemutet.

Was da geboten wird, können wir nur erahnen. In ihrem sog. Programm für Deutschland bekennt sich die NPD „zur Forderung nach einer lebensnahen und heimatbezogenen Allgemeinbildung. Unsere Schulen sollen unseren Kindern Heimat- und Volksverbundenheit, Identität und Brauchtum vermitteln.“

Und weiter: „Der Geschichtsunterricht darf nicht länger einem wissenschaftlich überholten Geschichtsbild und der Verstetigung historischer Schuldkomplexe dienen, sondern muß [sic!] der Vermittlung eines objektiven und umfassenden Bildes der gesamten Geschichte unseres Volkes verpflichtet sein.“

Wir verstehen das so, dass die Kinder in den Händen der Nazis nach einer Blut- und Bodenideologie erzogen und mit einem verzerrten Geschichtsbild konfrontiert werden.

All das, die hohe Zahl der Teilnehmenden von der NPD und ihrem Umfeld, die angekündigte Kaderausbildung, das Vorhaben die Szene zu festigen, die Erziehung von Kindern nach extrem rechten Werten: all das fand bisher schon in Eschede auf dem Hof Nahtz statt. Jetzt ist zu befürchten, dass die Vernetzung und Rekrutierung mit verstärkter Intensität auf dem Nazihof betrieben wird.

Dem müssen wir uns entschieden entgegenstellen.

Am letzten Samstag waren es nicht nur „80 Nazigegner“, wie die Polizei in der o.g. Meldung zitiert wurde, sondern bis zu 200 Menschen demonstrierten gegen das Treffen auf dem Nazihof. 

Wir stoppen die Aktivitäten auf dem Nazihof in Eschede!

Schluss mit den Nazitreffen!